Große Ziele durch Sprints erreichen

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Ziel Sprints

 

Wir alle haben zumindest ein größeres Ziel vor Augen, dass wir entweder aufgrund von fehlenden zeitlichen oder finanziellen Ressourcen noch nicht in Angriff genommen haben. Es schwebt wie ein Traum über unseren Köpfen und wir warten auf den richtigen Zeitpunkt, um es endlich umzusetzen.

Auch wenn manche Ziele stark von Ressourcen abhängen, gibt es wenige Projekte, die wir nicht heute schon in Angriff nehmen könnten. Wahrscheinlich schieben wir sie eher auf die lange Bank, weil wir die dahinterstehenden Bedürfnisse nicht kennen oder die Menge an Schritten auf dem Weg zum Ziel uns nicht genug motiviert, um überhaupt anzufangen. 

 

Inhaltsverzeichnis

  1. Die Gefahren großer Ziele
  2. Große Ziele in Sprints unterteilen
  3. Starte mit dem Sprint mit dem größten Potential

 

Die Gefahren großer Ziele

Wir tendieren dazu, große Ziele wie traditionelle Projekte anzugehen. Wir überlegen uns ein gewünschtes Ergebnis, versuchen das Ziel SMART zu formulieren und brechen es in einzelne Meilensteine runter. Wir berücksichtigen so viele potentielle Probleme wie möglich, erstellen Maßnahmen für die Umsetzung und wenn wir alles richtig machen, planen wir die dazugehörigen Aufgaben sogar direkt im Alltag ein. Dann machen wir uns an die Umsetzung. Läuft eine Weile alles wie geplant, bleiben wir geduldig dran und arbeiten uns Schritt für Schritt Richtung Ziel vor.

Was aber, wenn die eingeplante Weiterbildung nicht die gewünschten Erkenntnisse bringt? Was, wenn deine Kund:innen die ersten Sneak Peeks deines neuen Produkts scheiße finden? Was, wenn wir auf einmal ein anderes Projekt spannender finden? Was, wenn eine Pandemie dir einen Strich durch die Rechnung macht? Was tust du dann?

Manche Ziele, die traditionell mit aufeinander aufbauenden Meilensteinen geplant wurden, müssen komplett umgeplant werden, weil etwas Unvorhergesehenes den alten Plan zerstört. Starre Ziele scheinen auf einmal unmöglich zu erreichen, wenn dir im Rohbau deines Hauses das Geld ausgeht. Möglicherweise hast du falsche Prioritäten gesetzt und den Pool schon mauern lassen, bevor du überhaupt ein Dach über dem Kopf hast. Vielleicht lässt du dich auch während der Bauphase scheiden, weil deine Beziehung diesem Stress nicht standgehalten hat. Egal wie, auf einmal ist das Bild in deinem Kopf zerstört. Du hast dein Ziel nicht erreicht. Nach dem Prinzip dieser Art von Planung bist du gescheitert und musst von vorne anfangen.

Natürlich rechnet niemand mit einer Scheidung oder einer Pandemie, aber je flexibler du in deinen Plänen bleibst, desto schneller stellst du dich auf die neue Situation ein und machst das Beste daraus.

Ich persönlich habe es selten schafft, gewisse Traumvorstellungen in schlüssige Ziele und vor allem aufbauende Meilensteine herunterzubrechen. Bei mir scheitert es nicht an der eher unflexiblen Verfolgung starrer Ziele, sondern an der Fähigkeit mir den Weg dorthin vorzustellen. Also bleiben viele Ziele einfach Träume und ich verfolge sie nicht aktiv.

Jetzt bin ich über eine Möglichkeit gestolpert, Ziele greifbarer zu machen und schnellere Ergebnisse zu erzielen, die dich motiviert halten. Die Methode kommt ursprünglich aus der Softwareentwicklung und ist Teil der SCRUM Methode.

Große Ziele in Sprints unterteilen

Agile Planung ist nicht weniger aufwändig als traditionelle Projektplanung, sie unterscheidet sich nur in der Umsetzung. Wie bei jeder Planung wird auch in der SCRUM Methode zunächst das Ziel genau unter die Lupe genommen. Welche Bedürfnisse sollen erfüllt werden? Wie kann das Ergebnis aussehen? Was muss dafür getan werden?

Doch im Gegensatz zur traditionellen Projektplanung, wird hier überlegt, welches schnelle Ergebnis einen ersten Erfolg bringt, auf den man aufbauen kann. Das Ziel wird in kleinere in sich geschlossenen Teilziele heruntergebrochen, die nicht zwingend aufeinander aufbauen müssen.

In der Softwareentwicklung oder auch in der Selbstständigkeit kannst du auf diesem Weg schnell ein Produkt entwickeln und dieses mit jeder weiteren Überarbeitung verbessern und noch stärker auf die Bedürfnisse deiner Kund:innen zuschneiden. Solange bis du das Projekt für abgeschlossen erklärst.

Diese Überarbeitungsschritte nennt man in der SCRUM Methode Sprints. Sie sind vorher festgelegte Zeitfenster (z.B. 2 Wochen), in denen so viele Anforderungen (an ein Produkt) wie möglich umgesetzt werden. Danach wird evaluiert und der nächste Sprint geplant. So ist der Weg der Zielerreichung, die ohnehin nie linear verläuft, nicht so schon in Stein gemeißelt, sondern bleibt agil. Auch wenn bei der Planung schon viele Anforderungen, Hürden oder Optionen gesammelt wurden, wird dennoch nur ein Sprint nach dem anderen durchgeführt. Die Erkenntnisse des letzten Sprints beeinflussen den nächsten.

In meinem Kopf eröffnet das auf einmal ganz neue Dimensionen. Die Vorstellung, dass ein Ziel mehr eine Idee oder der Grund sich in eine Richtung aufzumachen ist, der Weg und das Endergebnis aber noch offen sind, gefällt mir sehr.

In klassischen großen Zielen stecken ebenso, wie in der Produktenwicklung viele klare oder unbewusste Bedürfnisse, die priorisiert und in Relation gebracht werden müssen. Der Gedanke, zunächst ein schnelles Ergebnis zu erzielen, um das Ziel auf Umsetzbarkeit und eventuell falsche Annahmen oder Vorstellungen zu überprüfen, finde ich toll.

Der Autor der Bullet Journal® Methode bringt in seinem Buch das Beispiel vom Kochen lernen. Dieses Ziel ist vielschichtig und zunächst gehört geklärt, welche Bedürfnisse dahinterstecken. Will er sich selbst schlicht versorgen können? Will er sich gesünder ernähren? Mag er eine bestimmte Küche, die der Lieferservice nicht anbietet?

Sobald das geklärt ist, kann die Person sich schnelle Ergebnisse überlegen, die ihn feststellen lassen, ob er auf dem richtigen Weg ist. Ist er Anfänger, sollte es nicht mit französischen Nachspeisen anfangen. Will er sein Handwerk verbessern, könnte er sich auf verschiedene Messer und Schnitttechniken fokussieren. Wenn man anfängt kleiner zu denken, gibt es viele mögliche Teilziele, die man sich setzen kann.

Die Sprints sind dabei vor allem das kurze feste Zeitfenster, das als Anhaltspunkt dient, um an kleinen schnellen Ergebnissen zu arbeiten.

Ist es zum Bespiel dein Ziel mehr Sichtbarkeit in den sozialen Medien zu erlangen könntest du dein Vorhaben in folgende Miniprojekte herunterbrechen:

  1. Ein Posting pro Woche über ein Thema in dem du Expert:in bist
  2. Jeden Beitrag bei potentiellen Kund:innen kommentieren
  3. Jeden Tag eine Story posten

Vermutlich schärft sich dein Ziel bei der Erstellung der Liste noch etwas. Je nachdem, wie das Ziel aussieht und wie viel du im Vorfeld schon dafür getan hast, finden sich hier kleine Projekte, die du unabhängig voneinander angehen kannst.

Wähle eine Option und bleibe 2 Wochen dran. Evaluiere danach, schärfe dein Ziel und plane den nächsten Sprint. Achte dabei darauf, dass die Miniprojekte:

  1. Keine hohen Zugangsbeschränkungen haben. Du also ohne teure Anschaffungen oder aufwendige Vorbereitung direkt loslegen kannst.
  2. Aus klar definierten Aufgaben Zerteile die Aufgaben eventuell noch einmal mit der Melonen Methode.
  3. Einen festen Zeitrahmen haben. Im Idealfall zwischen einer und maximal vier Wochen.

 

Starte mit dem Sprint mit dem größten Potential

Eine große Herausforderung bei der Erreichung von Zielen und ein Grund, warum in der SCRUM Methode mit Sprints (festen Zeitfenstern) gearbeitet wird, ist die Schwierigkeit der Zeitschätzung. Menschen tun sich schwer die absolute Zeit für ein Projekt einzuschätzen, sind aber gut darin, den Zeitaufwand in Relation zu anderen Projekten abzuschätzen.

In der SCRUM Methode wird der Zeitaufwand einzelne Anforderungen umzusetzen zunächst nach Aufwandspunkten gereiht (Story Points), ohne eine feste Zeitdauer festzulegen. Dann wird ein Sprint gestartet und versucht so viele Aufgaben wie möglich in der Zeit zu erledigen.

Der zweite wichtige Punkt bei jedem Projekt ist die Wichtigkeit einzelner Anforderungen. Das Dach ist wichtiger als der Pool. Doch zunächst müssen die Wände gebaut werden. Es werden also auch hier Punkte für einzelne „features“ vergeben (Value Points).

Aus diesen beiden Werten (Value Points dividiert durch Story Points) ergibt sich dann ein Wert, genannt „Bang for the Buck“. Anhand von diesem Wert wird eine Prioritätenliste erstellt.

Was hat das alles jetzt mit deinen Zielen zu tun?

Um sicher zu gehen, dass du ein wenig greifbares großes Ziel nicht durch kleine völlig unwichtige Miniprojekte weiter vor dir herschiebst, erstelle eine Rangliste an wichtigen Features.

Denk an das Haus: Zuerst die Wände und das Dach, dann erst der Pool. Oder im Beispiel vom Kochen lernen. Austern öffnen ist vielleicht lustig, hat aber sicher nicht oberste Priorität, wenn du nicht gut mit Messern umgehen kannst.

Finde ein Miniprojekt, dass dir einen Einblick in das große Projekt gibt und dir gleich im ersten Sprint zeigt, ob du überhaupt weitermachen möchtest und baue darauf weitere Anforderungen auf.

Wenn dir die Reihung schwerfällt, kannst du ebenfalls mit Story und Value Points arbeiten, um ein Gefühl zu bekommen, wo du anfangen solltest.

 

Quelle:

Die Idee für die Ziel Sprints stammt aus dem Buch Die Bullet Journal® Methode von Ryder Carroll und wurde um einige Vergleiche und den Schätzungsmethoden aus der SCRUM Methode ergänzt.

 

Weiterführende Methoden:

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